kunstwegen - unterwegs in einem offenen Museum fuer zeitgenoessische Kunst, Natur und Geschichte. Hier lockt ein Urlaub mit dem Fahrrad im Vechtetal mit Kunst als Leitmotiv.

Hans Schabus

Hans Schabus, Laßnitz, 2012 Hans Schabus, Laßnitz, 2012 Hans Schabus, Laßnitz, 2012 (Detail)
Hans Schabus, Laßnitz, 2012 Hans Schabus, Laßnitz, 2012 Hans Schabus, Laßnitz, 2012 (Detail)

laßnitz

Hans Schabus’ Vorschlag kam per Brief, er lautete einfach: »Der Titel der Arbeit ist der Name des Flusses, den die Eisenbahnbrücke ursprünglich gekreuzt hat.« Hinter der knappen Beschreibung verbarg sich eine aufwendige Idee: Eine ausrangierte, aber intakte Brücke in gutem Zustand sollte in die Grafschaft Bentheim transportiert und ohne Verkehrsanschluss über die Vechte gelegt werden. In Deutschland war eine angemessene Brücke nicht zu erhalten, und so griff man auf eine internationale Lösung zurück. Eine Eisenbahnbrücke aus dem Schienennetz der Graz-Köflacher-Bahnbetriebe über die Laßnitz bei Deutschlandsberg in der Steiermark musste im März 2012 aus technischen Gründen abgebaut werden. Die österreichische Privatbahn überließ Schabus die obergurtige Stahlfachwerkbrücke von 1932 unentgeltlich. Sie wurde mit einem Schwerlasttransport über Autobahn und Landstraße in die Grafschaft Bentheim verbracht und hier aufgestellt.

Eine Brücke schafft Raum, sie ermöglicht Bewegung, sie verbindet zwei Ufer, sie lässt buchstäblich übersetzen, sie hält den Verkehr im Fluss und reguliert ihn. Schabus ist Bildhauer. Er will ein Ding in seinem Wesen künstlerisch begreifen. »Wenn du einen Löwen darstellen willst, nimm einen Stein und entferne alles, was nicht nach Löwe ausschaut«, sagte ein berühmter Bildhauer. Schabus behandelt die Eisenbahnbrücke getreu diesem Motto. Er entfernt alle Anhängsel, um den Sinn der Brücke selbst zu veranschaulichen. Er erklärt dafür die Brücke zur Skulptur. Er stellt sie frei und streift ihren ursprünglichen Standort ebenso ab wie das Verkehrsnetz, an dem sie hing.

Die Brücke wurde »nur« durch zwei Schnitte an ihren Enden abgetrennt und dann auf eine 1.000 km lange Reise in ein anderes Land geschickt, in eine andere Landschaft. Am neuen Standort kreuzt die österreichische »Laßnitz« nun die Grafschafter Vechte. Die Brücke steht zwar einfach nur da, sie verbindet aber an dieser Stelle auch zwei Bundesländer miteinander. Der eine »Brückenfuß« steht in Niedersachsen, der andere in Nordrhein-Westfalen. Das nordrheinwestfälische Grundstück gehört einem niedersächsischen Landwirt, und umgekehrt ist das niedersächsische Feld im Besitz seines nordrhein-westfälischen Kollegen. Die Landesgrenze trennt und verbindet quer durch die Vechte genau - so wie das Kunstwerk, das beide einerseits überwindet, aber andererseits für Besucher nicht begehbar ist.

Obergurtige Stahlfachwerkbrücke, genietet, Schienen, Holz

(H) 3,30 x (L) 25,50 x (B) 5,50 m

ca. 60 to Gesamtgewicht, zwei Betonfundamente

über den künstler

1970 geboren in Watschig/ Austria

lebt und arbeitet in Wien