kunstwegen - unterwegs in einem offenen Museum fuer zeitgenoessische Kunst, Natur und Geschichte. Hier lockt ein Urlaub mit dem Fahrrad im Vechtetal mit Kunst als Leitmotiv.

Franka Hörnschemeyer

Franka Hörnschemeyer, Koordinaten, 2011 Franka Hörnschemeyer, Koordinaten, 2011
Franka Hörnschemeyer, Koordinaten, 2011 Franka Hörnschemeyer, Koordinaten, 2011

koordinaten

Die Ortslage Neugnadenfeld blickt auf eine wechselvolle soziale Geschichte zurück. Seit 1860 dem unwirtlichen Moor abgerungen, wurde sie nach dem Krieg ab April 1946 zusammen mit den Lagern Alexisdorf und Bathorn neu besiedelt und erhielt durch die Herrnhuter Brüdergemeine ihren hoffnungsvollen Namen. Franka Hörnschemeyers Installation »Koordinaten« fügt sich hier in ein bestehendes Werkensemble der kunstwegen-Route am Bathorner Moor ein. Insgesamt vier künstlerische Positionen von herausragendem Rang (Fischli/Weiss, Sidén, Kaiser, Hörnschemeyer) widmen sich der historisch geformten Landschaft und ihren Bewohnern. Sie alle wurden im besten Sinne des Wortes durch die Besonderheiten des Ortes inspiriert und konnten ihre Arbeiten mit großer lokaler Unterstützung realisieren.

Hörnschemeyer wählte als Standort ein Wäldchen in direkter Nachbarschaft zum »Russischen Friedhof«. Die Kriegsgräberstätte wird noch heute von Angehörigen von weit her aufgesucht; aber auch Anwohner und Radreisende lassen sich vom merkwürdigen Zauber dieses Fleckens berühren. Ohne weitere Eingriffe hat die Künstlerin inmitten des kleinen Waldstücks und umstanden von Bäumen eine Konstruktion aus Schalelementen errichten lassen. Die Achsen der neun Module kreuzen sich in einem leer gebliebenen Mittelpunkt. Jedes Modul setzt sich aus mehreren Schalelementen zusammen, die mit Fundament, aber ohne Sockel auf den Waldboden gestellt sind. Sie werden im Laufe der Zeit teilweise überwachsen werden. Ein Weg führt den Betrachter zur Konstruktion, die er über den Waldboden frei durchqueren kann.

Sobald die Konstruktion betreten wird, beginnt eine Stimme, für unterschiedlich kurze Zeit persönliche Begebenheiten zu erzählen, die eine direkte Beziehung zu dem Ort haben. Man kann zuhörend bei einer Geschichte verweilen oder durch zügiges Durchqueren mehreren Stimmen lauschen, die sich dann zu einem Raunen überlagern. Die Stimmen gehören Anwohnern unterschiedlichen Alters aus dem nahe gelegenen Dorf Neugnadenfeld. Hörnschemeyer hat sie mithilfe von Katrin Eissing befragt und gemeinsam mit ihr zu neun Sequenzen zusammengefasst. Frank Fietzek besorgte den Einbau der akustischen Teile.

Die roh belassene Konstruktion von Franka Hörnschemeyer und die Stimmen der Menschen lassen Gegenwart, Geschichte und Zukunft an diesem Ort für einen Moment als Einheit erleben.

Schalelemente, 9 akustische Einbauten, Bouwschalen

insgesamt 25,58 x 17,49 x 3 m

über die künstlerin

1958 geboren in Osnabrück

lebt und arbeitet in Berlin